BI Kalbach äußert sich zur Forderung der Allianz der fünf Bürgerinitiativen zur Trassenvariante IV

Die Allianz der Fuldaer BI.en nennen in ihrer Stellungnahme (PDF siehe am Ende dieses Berichtes) in der Fuldaer Zeitung vom 17.08.2017 die Trassenvarianten VI und VII, die auch die Kalbacher BI ablehnt, „Horrorszenarien“. Das gilt für die Kalbacher auch hinsichtlich der Variante IV, welche die fünf Bürgerinitiativen nun fordern. Dabei fällt  besonders ins Gewicht, dass die Trasse IV nach den neuesten Planungen der DB Netz AG in zwei Trassen rechts und links zur Schnellbahntrasse Fulda – Würzburg in diese einfädeln soll.

Kalbach hat bereits in der Vergangenheit schmerzhafte Erfahrungen mit Tunnelbauten gemacht. Im Rahmen der Errichtung der Schnellbahntrasse Würzburg –  Fulda war Kalbach durch vier Tunnelbauwerke zwischen 1982 bis 1988 betroffen, nämlich durch den Steinbergtunne (773 m) Hartbergtunnel (773 m), den Kalbachtaltunnel (1.287 m) und den Landrückentunnel (10.780 m). Sechs Jahre Bauzeit, verbunden mit Schwerlastverkehr an sechs Tagen in der Woche.

Der damalige Bahnbau kostete die Gemeinde 125.000 qm landwirtschaftliche Fläche und 195.000 qm forstwirtschaftliche Flächen. Für die Endlagerung des Tunnelaushubs mussten für zwei Millionen Kubikmeter Erde rd. 333.000 qm Deponieflächen in Niederkalbach und Eichenried zur Verfügung gestellt werden.

Dem Bau der Schnellbahnstrecke fiel außerdem nicht nur Bauerwartungsland zum Opfer, sondern es mussten auch Wohngebäude in Mittelkalbach an der Bornhecke abgerissen werden.

Die damaligen Verantwortlichen der Gemeinde Kalbach (Bürgermeister, Vorsitzende der Gemeindevertretung und des Haupt- und Finanzausschusses) konnten in schwierigen Verhandlungen mit der Bahn noch Schlimmeres verhindern.

Wenn die Trasse IV realisiert werden sollte, würde dies für Kalbach während der Bauphase katastrophale Einschnitte und Belastungen bedeuten. Die zu lagernden Erdmassen aus dem Tunnelaushub stehen in keinem Verhältnis zum damaligen Bauwerk. Die DB Netz AG weiß auch zurzeit noch nicht, wohin mit dem Erdaushub.

Auch das Bauwerk an sich, zwei Tunnelröhren mit Quertunneln für die Sicherheit des zukünftigen Bahnbetriebs ist technisch und kostenmäßig eine absolute Herausforderung.

Das ignorieren leider die Fuldaer BI.en. Auch ignorieren sie, dass zwar bei dem Bau einer Trasse IV die Fernverkehrszüge von der Bestandsstrecke (z.Zt. 119 tgl.) vollständig auf die neue Schnellbahntrasse umgeleitet würden, dass sich aber die Zahl der Güterzüge auf der Bestandsstrecke von z.Zt. tgl. 193 auf 290 (Prognose für 2025) erhöhen würde. Nicht die Fernverkehrszüge verursachen den belastenden Lärm, sondern die Güterzüge, die zukünftig eine Länge bis zu 800 m haben werden.

Zwar fordern die BI.en auch einen besseren Lärmschutz für die Bestandsstrecke. Dieser wird aber nie die Qualität haben wie der Lärmschutz an einer neuen Trasse.

Die Allianz hat leider kein in sich fachlich geschlossenes Konzept. Sie hat sich bei einer gemeinsamen Sitzung mit Bürgerinitiativen aus dem Main-Kinzig-Kreis und dem Landkreis Fulda im Juli 2017 in der Gemeinde Brachttal für einen viergleisigen Ausbau der Bestandsstrecke von Gelnhausen bis Schlüchtern unter dem Aspekt der Bündelung mit bestehenden Verkehrswege ausgesprochen. Dagegen will sie für den Streckenverlauf ab den Gelenkknoten Schlüchtern vom Bündelungsgebot nach den Regionalplänen Süd- und Nordhessen nichts mehr wissen und fordert den Bau einer Trasse durch Kalbach nach der Variante IV.

Wenn die Allianz mehr Lärmschutz an der Bestandsstrecke fordert, dann verschweigt sie, dass die Bahn bei der Verlegung von neuen Gleisen entlang der Bestandstrecke nach der Variante V,  einen weitaus besseren Lärmschutz sicher stellen muss, als wenn keine neuen Gleise verlegt werden. In diesem Zusammenhang wird auf die Forderung des Arbeitskreises Bahn Neuhof, der auch die Variante V favorisiert, verwiesen, der eine Einhausung bzw. einen Tunnel durch Neuhof und Lärmschutzwände in Dorfborn und Tiefengruben fordert. Die Neuhofer Kollegen haben die Zeichen der Zeit erkannt, weil es bei diesem Bahnprojekt ganz besonders darum geht, den Bahnlärm für immer aus Neuhof zu verbannen. Deshalb ist es sinnvoll, dass sich die Gemeindeorgane von Neuhof und Kalbach für die Variante V aussprechen und zusammen mit der Kalbacher BI und dem Arbeitskreis Bahn Neuhof gegenüber der Bahn Position beziehen, um das Maximale für ihre Bürger zu erreichen.

Dabei weist die BI Kalbach immer wieder auf die bestehenden verbindlichen Regelungen aus dem Regionalplan Nordhessen 2009 hin, der den Ausbau der Bestandsstrecke vorsieht. Die Verbindung der neuen Schnellbahntrasse mit der Bestandsstrecke hätte diesen optimierten Lärmschutz zur Folge.

Die BI Kalbach hätte es daher begrüßt, wenn sich die BI.en aus dem Großraum Fulda auf diese Linie hätten verständigen können. Auch wenn sich dies derzeit nicht so darstellt, wird die BI Kalbach nicht nur für die Kalbacher Bürger an ihrer Linie und unter Orientierung am Regionalplan, zwischen Flieden und Neuhof die Bestandsstrecke auszubauen, festhalten. Dies ist nach wie vor die vernünftigste, die umweltverträglichste  und kostengünstigste Lösung.

Artikel in der Fuldaer Zeitung vom 17.08.2017:
2017-08-17: Fuldaer Zeitung „Fünf Bürgerinitiativen schmieden Allianz“